Das Highlight – eigentlich! Mit meiner doch wohl überzogenen Vorfreude konnte aus Spannung schnell Frust werden! Also, nun schnell auf das Wesentliche konzentrieren, sportlich, ohne Scheuklappen und weltoffen, möglichst unparteiisch alles betrachten! Sehr schwer! Aber machbar. Ich fasse zusammen:
1) Rennverlauf: Mit <4min eröffnete Korkmaz, TUR, KM1. Da keiner folgte, wurde er zum Ausreißer, KM2 schon 15s Vorsprung. Verfolger von Karlström, SWE, immer! – gesamte 20km – dominiert. Alle Deutschen nie in Szene. Nils Brembach rollte noch am Besten mit, war bis KM4 in der Nähe der ersten Verfolger. Ab diesem Zeitpunkt nahm der Abstand ständig zu. Bei Hagen Pohle und Leo Köpp, KM8 schon >1min. Größter Vorsprung von Kormaz KM9 = 21s! KM10 in 39:42min. Drei Verfolger schließen auf, Korkmaz kontert sogar bei KM13! Ein Fehler! Ab KM15 übernimmt Karlström und beschleunigt weiter, letzte 5km in 19:20min, Sieg. Korkmaz fällt noch auf 7.Platz zurück, bricht nicht ein! Mit 1:20:10h Olympia gesichert und einen Namen gemacht. Beeindruckend auch die drei Spanier, die genau wie bei den Frauen über 20km die Plätze 2.- 4. erkämpfen.
2) Die Deutschen: Nils Brembach liefert einen guten Wettkampf ab, verbessert sich in der Zeit, 1:21:37h, Frankfurt, auf 1:20:52h um 39s, der 10.Platz wird ihn selbst ärgern, 8.Platz war möglich. Auch Christopher Linke enttäuscht nicht. Klar waren Erwartungen höher. Gerade in Podebrady. Er muß in Japan liefern. Dafür braucht er Wettkämpfe als besten Formaufbau, wie Podebrady, Verbesserung um 49s! Leo Köpp und Hagen Pohle werden bei allem Hoffen erkennen müssen, aktuell war das doch eine Nummer zu klein für ihre Ansprüche. Änderungen müssen her. Überrascht hat, auch oder gerade mich, dann der 3.Platz der Deutschen im Team, weil ich anders „fühlte“, Rechnen wäre da immer besser. Aber so kann man Frieden schließen. Bei dieser Platz-Punktverteilung war das Glück auf unserer Seite. Das muß auch mal sein und gibt vielleicht neuen Ansporn?
3) Prägung: Den Wettkampf bestimmte Perseus Karlström, SWE, aber er prägte ihn nicht, was ihm wohl ganz gelegen kam in seiner Verfolgerrolle! Dieser Wettkampf wurde von Salih Korkmaz, TUR, geprägt. Ich hatte ihn auf meine To-do-Liste für die Zwischenzeiten! Wer ihn noch nicht kannte… Salih ist kein Nobody! Spätestens seit der WM in Doha 2019, als er mit einem 5.Platz überraschte, sollte er bekannt sein. Der Wettkampfbetrieb 2021 ist ihm schon sehr gut bekommen. Er reiste mit einer Bestzeit von 1:18:42h nach Podebrady an. Wenn das nichts ist? Da sind 39:42min zur Halbzeit eher „normal“.
Fazit der 20km Männer:
1.) Der Moment der Überraschung ist dem Pacemaker der 1.Hälfte gelungen. Nicht enttäuscht, nicht optimal aber auch nicht negativ aus dem Risiko….
2.) Entweder Ausscheidungsrennen oder Tempo bolzend immer schneller werdend sind die beiden Grundideen. Dabei geht es bei den Männern zur Halbzeit immer um eine Angangszeit zwischen 39:30 bis unter 41min!
3.) Wenn niemand mit will, darf man nicht schneller sein oder muß ausreißen!
4.) Wenn Du gewinnen willst, darfst Du Außreißer nur so weit weg lassen, wie Du Dir sicher bist, sie einholen zu können.
5.) Zum Siegen mußt Du im letzten Viertel der Schnellste sein! Ideal ist, sich in jedem Viertel zu steigern.
Schon vor dem Wettkampf hatte ich locker behauptet, wer Podebrady gewinnen will, muß Karlström schlagen. Was sich ein-eindeutig im konkreten Wettkampf bestätigte. Korkmaz und die ersten Vier waren beeindruckend. Deutsche hatten am 16. 5. nichts dagegen zu setzen. Das überraschte mich! Als ich davon aufwachte, überraschte mich Bronze im Team!
Daten zum Denken: 5km 10km 15km 20km
Karlström, SWE 1. 20:11 — 19:47 — 19:36 — 19:20
Martin, ESP 2. 20:12 — 19:47 — 19:35 — 19:40
Garcia, ESP 3. 20:12 — 19:47 — 19:35 — 19:45
Lopez, ESP 4. 20:13 — 19:49 — 19:45 — 19:38
Korkmaz, TUR 7. 19:51 — 19:51 — 19:52 — 20:38
Brembach, GER 10. 20:16 — 20:05 — 20:09 — 20:22
Linke, GER 13. 20:16 — 20:07 — 20:13 — 21:54